Fest zum 30-jährigen Bestehen des Mädchen*kulturzentrums Mafalda am 13. Juni 2025.
Neue Leute kennenlernen, mit Freundinnen die Zeit auf dem gemütlichen Sofa verbringen, kreativ sein, Essen und Tanzen – all das war möglich auf dem Jubiläumsfest zum 30-jährigen Bestehen des Mädchen*kulturzentrums Mafalda.
Mehrere Tage lang war alles vorbereitet worden vom Team des Mafaldas und seinen Besucher*innen, der Zielgruppe: es war gebacken worden, dekoriert, der Garten hergerichtet. So wurde der Tag – an dem obendrein die Sonne strahlte – zu einem vollen Erfolg.
Schon beim Beginn des Festes am Nachmittag trat man in gute Stimmung ein und sah viele lachende Gesichter. Das Team des Mafaldas – bestehend aus Victoria, Amira, Meike, FSJlerin Haleema und Praktikantin Sophie begrüßten die Gäste und es wurde alkoholfreier Sekt ausgeteilt. Ein Teil der Zielgruppe war schon kreativ und stellte Buttons her. Eine Girlande aus bunten Herzen lud die Gäste in den Garten ein. Zum Fest erschienen waren vor allem Mädchen und FLINTA, die in ihrer Freizeit das Mafalda besuchen, Freund*innen des Mafaldas, Mitarbeitende von Junularo.

Worauf freute sich die Zielgruppe an diesem Nachmittag besonders und warum geht sie gern ins Mafalda?
Eine 12-jährige Schülerin sagte dazu: „Ich freue mich, weil ich mich hier frei bewegen kann“. Ihr gefielen die vielen Aktionen und das gute Essen. Bei ihren regelmäßigen Besuchen im Mafalda profitiert sie davon, dass sie hier Hausaufgaben machen und interessante Workshops besuchen kann. Sie fügte hinzu: „Hier im Mafalda habe ich auch eine neue Freundin gefunden.“
„Mir gefällt, dass man hier heute mit neuen Leuten reden, Spaß haben und neue Sachen ausprobieren kann“, berichtete die 14-Jährige Leonie mit einem Lachen. Auch sie hat hier Freundinnen gefunden und hat mit Begeisterung einen Manga- und einen Hiphop-Workshop besucht.
Die Besucherin Yousra, 15 Jahre, die auch Besucherin im Kosi ist, unterhält sich gern mit den Menschen, die ihr im Mafalda begegnen. Sie erklärt: „Hier ist ein offener Raum für mich, der nicht Schule und nicht zu Hause ist. Ich kann hier ich sein ohne beurteilt zu werden.“
Fehlt den Mädchen* etwas im Mafalda? Haben sie Wünsche? – Alle drei verneinten. Sie haben im Mafalda alles, was sie brauchen.
Nun wurde es offiziell: Die Einrichtungsleiterin Victoria eröffnete das Fest:

„Als ich 2021 Teil des Teams wurde, kurz nach einem Umzug des Mafaldas, war hier eine Baustelle und es war nur ein Mädchen da, das mit Zuwendung überschüttet wurde. Heute kommen viele Mädchen und FLINTA hierher.“ Besondere Höhepunkte in den letzten Jahren, so berichtete Victoria, waren die Mafaldafahrt, die Kreativangebote und viele weitere Aktivitäten. „Es macht Spaß, die Besucher*innen aufwachsen zu sehen.“ Das Mafalda sei ein Ort, das den Jugendlichen Sicherheit und die Möglichkeit zur Entfaltung bieten soll. Sie gab noch einen weiteren Hinweis: „Das Mafalda hat auch eine politische Aufgabe. Lasst uns gemeinsam kämpfen für eine gerechtere und stabilere Gesellschaft.“ Ihr besonderer Dank ging an die Besucher*innen, die in den letzten Tagen viel geholfen haben.
Amira fuhr fort mit einer besonderen Präsentation: Es hatte im Mafalda ein Jahr lang ein Kochprojekt gegeben. Ergebnis ist ein selbstgemachtes Kochbuch. Fotos und handgeschriebene Rezepte machen Lust zum Nachahmen. Und die tolle Nachricht: Dieses Kochbuch lag in mehreren Exemplaren aus und konnte gegen eine Spende mitgenommen werden. Eine selbst hergestellte Lippenpflege erhielt man obendrein.
Zuletzt gab Meike Hinweise auf die verschiedenen Aktionen, die an diesem Fest im Mafalda stattfanden: Der Buttonstand, betreut von der Honorarkaft Marga, das kleine Mafalda Archiv mit Material über die vergangenen Jahrzehnte des Mafaldas, der Kreativstand im Garten, wo man Kartoffeldruck machen konnte. Ebenfalls gab es die Möglichkeit, ein Foto von sich zu machen und als Erinnerung an das Fest an eine Fotowand zu kleben.
Damit war das Buffet eröffnet und die Gäste verteilten sich.
Man setzte sich im Hof oder Garten zusammen und genoss das leckere Essen. Wer kreativ sein wollte, konnte unter der aufmerksamen Anleitung der Künstlerinnen Marie und Carla Stempel aus Kartoffeln schnitzen und damit Karten und Taschen bedrucken. Dies machte vielen jüngeren und älteren Menschen Freude und man staunte über die schönen Ergebnisse.
Gegen 18 Uhr startete das Abendprogramm: Ash, ein*e langjährige Besucher*in, ließ die Gäste teilhaben an seinen Erfahrungen mit dem Mafalda.
Das Mafalda, so erzählte Ash, sei ein wichtiger Ort für ihn, an dem Ash sich wohl fühlt. „Man kann hier so sein wie man ist“, berichtete er. Die Atmosphäre sei locker und offen. „Man gehört dazu. Ich kann hier abschalten und durchatmen.“
Besonders wichtig für Ash sind die Ferienfahrten mit dem Mafalda gewesen, da diese neue Erfahrungen ermöglichten und man sich einmal anders begegnen konnte. Leider gibt es in diesem Jahr aus Geldmangel keine Fahrt. Ash hofft, dass es in Zukunft wieder Freizeiten geben kann. Er schloss mit dem Satz: „Danke, dass es das Mafalda gibt und dass ich ein Teil davon sein darf.“
Ash erhielt für die Rede großen Applaus.
Nun folgte ein weiterer Höhepunkt: Der K-Pop-Tanzkurs unter der Leitung von Rabia und Foujan trat auf. Die Zielgruppe beeindruckte mit schwungvollen Choreographien.
Zuletzt ging der Abend in eine Party über, auf der ausgelassen getanzt werden durfte. So endete das Fest mit gemeinsamem Tanzen und glücklichen Besucher*innen und Gästen.
Das Mafalda Jubiläum war ein tolles Erlebnis. Es hat erfahren lassen, welche Entfaltungsräume die Einrichtung den Mädchen und FLINTA bietet, und den Gästen hat es schöne Begegnungen ermöglicht und viel Freude gemacht.
Ein herzliches Dankeschön an das Team des Mafaldas, an die Zielgruppe und an alle helfenden Hände, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben.
Das Mädchen*kulturzentrum Mafalda besteht seit 30 Jahren.
Was hat es für eine Geschichte?
Das Mädchen*kulturzentrum Mafalda wurde am 01. Januar 1995 als eine überkonfessionelle Einrichtung für Mädchen* und junge Frauen* des Dezernats Jugend im Bistum Limburg gegründet. Geleitet wurde es 5 Jahre lang von Manuela Brune-Fernandez. Seine Räumlichkeiten befanden sich im Unterweg 14 im Nordweg, in der Nähe vom Haus der Volksarbeit. Es richtete sich insbesondere an junge Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen und/oder mit Migrationshintergrund.
Zu diesem Zeitpunkt erhielt das Mädchen*kulturzentrum Mafalda auch seinen Namen, der übersetzt „Stärke“ bedeutet. Mafalda ist der Name einer argentinischen Komikfigur. Sie steht für Stärke und Selbstbewusstsein.
Der Begriff „Kulturzentrum“ verweist auf das Ziel der persönlichen Weiterentwicklung der Zielgruppe durch spezifische kulturelle und kreative Angebote.
5 Jahre nach der Gründung vom Mafalda konnte es auf Grund von Sparmaßnahmen in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden. Es kam zu Auseinandersetzungen mit dem Bistum Limburg. Die Zielgruppe kämpfte um den Erhalt des Mafaldas und kam auf Babs Weichler zu, die zu diesem Zeitpunkt die Mobile Mädchencomputerarbeit (mmca) leitete. Das führte zu dem Plan, sich für die Übernahme der Trägerschaft durch den Heimverein zu bewerben. Im Frühjahr 2005 erhielt dann der Heimverein unter der Leitung von Babs Weichler die Trägerschaft. Das Konzept wurde erweitert um das tägliche Mittagessen und die Unterstützung bei schulischen Anforderungen.
In den nächsten Jahren musste das Mafalda mehrfach umziehen, bevor es seine jetzige Bleibe in der Höhenstraße fand.
Welche Zielrichtung hat das Mafalda?
Das Mädchen*kulturzentrum Mafalda hat das Ziel, nachhaltig Mädchen und FLINTA in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern. Partizipation und Empowerment sind dabei wichtige Schlagwörter. Die Zielgruppe kann im Mafalda ihren Erfahrungshorizont erweitern, die Beziehungen untereinander stärken, fremde Kulturen besser verstehen, Verantwortung übernehmen und das Treffen demokratischer Entscheidungen lernen. Nicht zu kurz kommen soll auch der Spaß: die Mädchen und FLINTA feiern, essen und tanzen zusammen. Sie begegnen einander und können hier auch Ruhe und Erholung finden. Zeit für die Zielgruppe zu haben und die Gestaltung von Beziehungen ist für die pädagogisch Tätigen sehr wichtig. Die Mädchen und FLINTA sollen im Mafalda auch einen Raum haben, in dem es nicht um Leistung geht.
Warum Räume nur für Mädchen*?
Die Mädchen*arbeit hat das Ziel, Benachteiligungen abzubauen. Häufig leiden Mädchen* unter der Dominanz von Jungen* und ziehen sich von Angeboten der Jugendhilfe zurück. In Mädchen*einrichtungen können sie sich in besonderer Weise und in einem geschützten Rahmen entfalten. Dabei hat Mädchen*arbeit auch einen politischen Bezug als Kampf um Geschlechter-Gerechtigkeit.(Quelle: Mafalda feiert Geburtstag – Jubelheft 2015)

Wie beschreibt die Einrichtungsleiterin Victoria Jürgens ihre Arbeit im Mafalda?
Seit wann bist du Einrichtungsleitung und wie war dein Start im Mafalda?
Ich bin seit März 2021 Einrichtungsleitung und seit 2019 bei Junularo tätig.
Der Start war etwas holprig, was verschiedene Gründe hatte. Die Pandemie ging langsam zu Ende, was bedeutet, dass es zumindest keinen Lockdown und keine Betretungsverbote für Jugendhilfeeinrichtungen mehr gab. Viele Einrichtungen fanden eine ähnliche Situation vor: die Jugendhäuser durften wieder aufgemacht werden, aber es war zunächst kaum Zielgruppe da.
Hinzu kam, dass das Mafalda erst 2020 in die neuen Räume in die Höhenstraße gezogen ist. Der Hof und das Hinterhaus war noch eine Baustelle mit Wasserschaden und die Hälfte der Sachen aus dem alten Mafalda befanden sich in einem Lager.
Erst mit der Inbetriebnahme des Hinterhauses und der Eröffnungsfeier im Mai 2022 fühlte es sich so an, als sei das Mafalda und das Team angekommen.
Bitte erläutere, was mit Partizipations- und Peer Group-Ansatz gemeint ist.
Partizipation bedeutet für uns, dass wir die Bedürfnisse der Zielgruppe ernst nehmen. Uns ist es ein Anliegen, eine Art Experimentierraum zu bieten, in welchem unsere Zielgruppe mitbestimmen kann. Sie können lernen, eigene Bedürfnisse zu äußern, Entscheidungsfindung, Konsens und demokratische Herangehensweisen ausprobieren. Dabei lernen alle von allen und unterstützen sich dabei.
Auch übernimmt die Zielgruppe zum Teil Kurse und erhält dafür ein Honorar.
Welche Erfolgserlebnisse hast du im Mafalda? Gibt es besonders gute Entwicklungen bei den Mädchen? Worüber freust du dich?
Ich freue mich da drüber, dass die Räume des Mafalda genutzt werden. Die Zielgruppe gestaltet das Mafalda aktiv nach ihren Bedürfnissen mit und bringt ihre Wünsche ein. Partizipation und Empowerment muss gelernt werden und entsteht erst nach einiger Zeit. Umso schöner ist zu sehen, dass das Konzept funktioniert.
Viele der Mädchen und FLINTA kommen schon seit einigen Jahren zu uns. So sind wir zum einen ganz nah dran und zum anderen bekommen wir die Entwicklung der Einzelnen mit.
Welche täglichen Herausforderungen habt Ihr als pädagogisch Verantwortliche?
Die Jahre der Pandemie und die durch Krieg und Inflation geprägten unsicheren Zeiten stellen uns als Pädagoginnen vor viele Herausforderungen. Unser Beratungsangebot wird vermehrt genutzt und der Bedarf hat sich immens erhöht. Vielen geht es nicht gut, sie kämpfen mit Angstzuständen, Depression und Zukunftsängsten. Hinzukommt, sehr aktuell, auch die Angst vor Abschiebung. Das aktuelle politische Klima schlägt sich sehr auf die Zielgruppe nieder.
Was ist Deine wichtigste Zielsetzung für das Mafalda?
Wir wollen, dass aus den Mädchen und FLINTA stabile Erwachsene werden, die sich ihrer selbst bewusst sind, Grenzen setzen und sich gegenseitig supporten. Sie alle haben eine Stimme, die gehört werden muss!
Wir leisten daher viel Bildungs- und Empowermentarbeit.
Gibt es Dinge/Möglichkeiten, die fehlen? Was wünscht du dir für das Mafalda?
Wie in der gesamten Jugendhilfe in Frankfurt fehlt Geld. Wir benötigen eine auskömmliche Regelfinanzierung, die nicht projektgebunden ist.
2024 konnten wir mit Hilfe von Spendengeldern eine Mafaldafahrt organisieren. Daran haben 14 Mädchen und FLINTA teilgenommen und das war eine wichtige Zeit zum Verbindungen eingehen, sich stärken und einfach auch mal eine schöne und wertvolle Freizeit zu gestalten. Dies können wir in absehbarer Zeit nicht mehr anbieten, was auch die Zielgruppe sehr bedauert.
Vielen Dank, liebe Victoria, für das Interview!
